Bericht und Fotos von Karlheinz Rieger:
Wasserburg (kr) - „Wenn du siehst, dass jemand Hilfe braucht, dann hilf!“ Diese Aufforderung von Pfarrerin Cordula Zellfelder als offizieller Abschluss eines ungewöhnlichen Abends im und um das evangelische Gemeindehaus herum verhallte bei den über 100 Gästen sicher nicht. Im Rahmen des Projekts ‚Am 7. um Sieben‘ hatten sich zuvor über 100 Gäste mit Speis und Trank, aber auch im intensiven Gespräch oder Spiel zwanglos kennengelernt oder vergnügt. Das Be-sondere an der Aktion: Das Essen stammte weitgehend von den derzeit in Wasserburg wohnenden Asylbewerbern, die zum Teil bis nach München gefahren waren, um die vor Ort nicht zu erhaltenden Zutaten für die angebotenen Gerichte selbst zu besorgen.
Ein wenig mulmig war es den Organisatoren schon zumute, als sie vor Wochen an die Planung dieses ‚kleinen Nationenfestes‘ gegangen wa-ren. Dabei stand die Frage wie das Wetter werde, nicht mal an erster Stelle. Die Hauptfrage war eher, ob alle die eingeladenen ‚Köche‘ aus Afghanistan, Pakistan, Eritrea oder Mali zum Termin noch anwesend sein würden, haben doch schon einige ihre Abschiebung oder Ausrei-seaufforderung zurück ins Erstaufnahmeland in der Tasche oder zu erwarten.
Dennoch ließ sich keiner an diesem Abend etwas anmerken von Leid zu Hause, drohender Ungewissheit über den eigenen Verbleib. Christen und Moslems waren sich jedenfalls einig im Willen, ein nachhaltiges Zeichen der Verständigung zu setzen, erwartet man doch mehr neue jugendliche Flüchtlinge in der Stadt. Bürgermeister Michael Kölbl und einige Stadträte konnten sich jedenfalls selbst davon überzeugen, wie gut derzeit vor allem das Zusammenspiel von Landratsamt, Diakonie, Paten und all den sonstigen Helferinnen und Helfern aus der Region funktioniert, das letztlich erst so eine Begegnung möglich machte.
Dass am Schluss gemeinsam im Stehkreis nach den zusammenfassen-den Worten von Pfarrerin Zellfelder die Geschichte vom barmherzigen Samariter wegen der unterschiedlichen Deutschkenntnisse der Gäste auch noch in Englisch, Französisch sowie in Bambara vorgetragen wurde, rundete einen Abend in besonderer Weise ab, an dem sich letztlich jeder fragen durfte und sollte ‚Wer ist eigentlich wirklich mein Nächster, den ich lieben soll‘?